Carrot Cake

“Es gab mal eine Zeit, da waren Hefe und Mehl goldwert und in keinem Laden mehr zu finden…”. Irgendwann werde ich meinen Enkeln davon erzählen, wie zum Osterfest 2020 plötzlich alles anders war und statt dem traditionellen Hefezopf ein Möhrchenkuchen die Ostertafel schmückte.

Wer keine Zutaten für einen Osterzopf bekommen hat, keine Zeit zum Züchten von Wildhefe hatte oder schlicht und ergreifend etwas anderes probieren mag, wird sich über diesen Carrot Cake sehr freuen. Wie auch meine Schweizer Rüblitorte, gehört er von nun an zu meinen absoluten Lieblingen, vor allem weil er eigentlich aus der Not heraus in einem wilden Backexperiment entstand.

Er kommt ganz ohne Mehl aus und ist oben drauf auch noch zuckerfrei, weil er nur die natürliche Süße von Datteln und Banane enthält. Durch das Rösten der Mandeln und Walnüsse schmeckt er herrlich nussig und bleibt durch die Möhren auch nach Tagen schön saftig. Abgerundet wird der Carrot durch das Kokos-Frosting, welches ihm eine besondere Frische verleiht. Sein volles Aroma entfaltet der Kuchen nach einem Tag Ruhezeit, es empfiehlt sich also ihn über Nacht stehen zu lassen.

Carrot Cake
(für eine Kuchenform von ∅ 18cm)

Kuchenteig:
200 gr Medjool Datteln, getrocknet
130 gr Mandeln, ganz mit Haut
50 gr Walnüsse
100 gr Banane
2 Eier (Größe M)
150 gr Möhren, geraspelt
20 gr Sojamilch, ungesüßt (oder Milch)
40 gr Semmelbrösel (oder 20 gr Mehl und 20 gr Semmelbrösel)
Orangenabrieb
1 Prise Salz
1 ½  TL Backpulver, gestrichen
1 TL Zimt
½ TL Nelke

Frosting:
50 gr Frischkäse
50 gr Kokosmilch, fest

Die Datteln mit kochendem Wasser übergießen und ca. eine Stunde stehen lassen, damit sie weich werden. Das Wasser abgießen und ggf. noch vorhandene, überschüssige Flüssigkeit ausdrücken. Die Mandeln und Walnüsse auf ein Blech streuen und 10-15 Minuten bei 160°C Ober- und Unterhitze im Backofen rösten. Vollständig abkühlen lassen und mahlen. Ich mahle sie etwas gröber, weil ich es mag beim Essen des Kuchens auf kleine Nuss-Stückchen zu beißen.

Die Möhren raspeln. Semmelbrösel, (Mehl), Backpulver und die Gewürze gut vermischen. Die Möhren unterheben und darauf achten, dass sie von den trockenen Zutaten umhüllt sind. Das ist wichtig, damit sie nicht zu viel Flüssigkeit abgeben. Die ausgedrückten Datteln mit der Sojamilch und der Banane zu einem zähen Brei pürieren. Das Dattelpüree und die Eier zu der Nuss-Möhrchen Mischung geben und alles zu einem homogenen Teig verrühren.

Den Boden einer Springform mit Backpapier auslegen und den Boden sowie die Ränder der Form ausbuttern. Den Teig in die Form füllen und den Kuchen bei 180°C Ober- und Unterhitze auf mittlerer Schiene ca. 50 Minuten goldbraun backen. Ggf. nach 40 Minuten mit Alufolie abdecken, damit er nicht zu dunkel wird. Bei der Stäbchenprobe sollte kein Teig mehr an dem Holzspieß kleben. Den Kuchen in der Form auskühlen lassen.

Für das Frosting benötigt ihr nur den festen, cremigen Teil der Kokosmilch. Hierfür die Dose einfach in den Kühlschrank stellen, damit sich oben eine Schicht bilden kann. Die Kokoscreme mit dem Frischkäse verrühren und über den Kuchen streichen.

Ich habe für die Deko noch einen kleinen Teil des Frostings mit Curcuma- und Matchapulver orange und grün eingefärbt und kleine Möhrchen auf den Kuchen gemalt.

Gutes Gelingen!

Schweizer Rüblitorte

Die gute, alte Schweizer Rüblitorte. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber ich habe das Gefühl, dass sie in letzter Zeit ein wenig aus der Mode geraten ist. Stattdessen boomt der amerikanische Konkurrent, der Carrot Cake. Beide Kuchen sind super lecker, haben aber herzlich wenig miteinander zu tun. Anlässlich eines Geburtstages wurde neulich ein Rezept aus den 70ern rausgekramt und die Torte gebacken. Obwohl ich anfangs sehr skeptisch war, muss ich gestehen: ich bin hin und weg. Also Leute, mehr Mut zur Rüblitorte!

Beim Anblick des Rezeptes lautete mein erster Gedanke: “Eier, so viele Eier…!” An dieser Stelle sollte ich vermerken, dass ich eiig schmeckende Kuchen überhaupt nicht leiden kann. Keine Sorge, wie sich herausstellte, schmeckt man die Eier in diesem Kuchen überhaupt nicht raus. Angesichts der Tatsache, dass die Rüblitorte gar kein Fett (außer das aus den Nüssen) enthält, macht die Menge an Eiern auch durchaus Sinn. Sie als überdimensionalen Biskuitteig zu betrachten hilft.

Statt eines klassischen Gusses, habe ich mich für ein Zitronen-Frischkäse-Frosting entschieden. Es passt ganz wunderbar zu dem fluffig leichten, saftigen Kuchen. Außerdem schafft man so eine glatte Oberfläche und kaschiert ggf. Unebenheiten. Den Kuchen habe ich dann mit selbstgemachten Marzipanrüblis dekoriert. Wenn man sich die Mühe sparen will selber welche zu basteln, sind diese auch käuflich erwerblich.

Wie viele Kuchen, schmeckt auch dieser am nächsten Tag besser. Es lohnt sich ihn also einen Tag ruhen zu lassen.


Schweizer Rüblitorte
(Für eine Springform von Ø 26-28 cm)

Zutaten:
7 Eigelbe
200 gr Zucker
1 Prise Salz
3/4 TL Zimt, gemahlen
1/4 TL Nelken, gemahlen
20 ml Kirschwasser
200 gr Möhren, fein gerieben
110 gr Mandeln, gemahlen
130 gr Haselnüsse, gemahlen
50 gr Mehl
50 gr Semmelbrösel
1 TL Backpulver
5 Eiweiße
100 gr Zucker

Außerdem:
Butter, zum Fetten der Form
50 gr Mandelblättchen, geröstet

Für das Rezept braucht ihr 3 große Schüsseln, haltet sie also parat. Den Boden einer Springform mit Backpapier auslegen und die Ränder mit Butter bestreichen. Den Backofen auf 190°C vorheizen.

Zunächst die auf Zimmertemperatur gebrachten Eier trennen und die Eigelbe in eine große Schüssel geben. Die Eiweiße ebenfalls in eine Schüssel geben. Für den Kuchen benötigt ihr “nur” 5 Eiweiße. Die übrigen 2 könnt ihr aufheben und z. B. Pistazien-Macarons oder Kokosmakronen backen.

Die Möhren fein raspeln und beiseite stellen. In einer separaten Schüssel das gesiebte Mehl, das Backpulver, die Semmelbrösel sowie die gemahlenen Mandeln und Haselnüsse mischen.

Die Eigelbe mit 200 gr Zucker, dem Salz, den Gewürzen und dem Kirschwasser auf höchster Stufe cremig schlagen bis eine helle, gelbe Masse entstanden ist. Vorsicht! Die Eigelbe mit dem Zucker sofort schlagen, sonst kommt es zu einer chemischen Reaktion und es könnten sich Klümpchen bilden.

Die Möhren peu à peu zu der Mehl-Nuss Mischung geben und alles gut vermegen, so dass sie richtig ummantelt sind. Dieser Schritt sorgt dafür, dass die Möhren nicht zu viel Flüssigkeit abgeben. Der Kuchen wird dadurch schön saftig, aber nicht pappig. Die Möhren erst kurz vor ihrer Weiterverarbeitung zu den Nüssen geben damit sie nicht klumpen.

Die Möhrenmasse mit den Eigelben zu einem Teig verrühren.

Die Eiweiße schaumig schlagen und 100 gr Zucker dabei einrieseln lassen, so dass ein fester, von alleine haftender Eischnee entsteht. Etwa 1/4 von dem Eischnee zu dem Teig geben und per Hand gut verrühren um diesen aufzulockern. Stellt sicher, dass ihr dabei immer wieder an dem Boden der Schüssel kratzt damit eine gleichmässige Konsistenz erreicht wird. Den restlichen Eischnee mit einem Teigschaber in 3 Etappen ganz vorschtig unter dem Teig heben um möglichst wenig Luft zu verlieren.


Den Teig in die Springform füllen und die Oberfläche mit einer Winkelpalette oder einem Messer glatt streichen. Den Kuchen auf der zweiten Schiebeleiste von unten 45 Minuten bei 170-175°C Ober- und Unterhitze backen.* Um sicherzustellen, dass er durch ist, Stichprobe durchführen. Den Kuchen vollständig auskühlen lassen bevor er aus der Form genommen wird.

Vorsicht! Durch den hohen Eiweißgehalt wird der Kuchen oben sehr schnell dunkel. Ggf. nach der Hälfte der Backzeit mit Backpapier oder Alufolie abdecken. Der Kuchen geht im Ofen sehr stark auf und fällt nach dem Herausnehmen etwas in sich zusammen. Keine Panik, das ist normal.

*Wie immer beziehen sich die hier angegeben Backtemperaturen und -zeiten auf meinen Ofen. Sie können deshalb leicht variieren.

Gutes Gelingen!


Marzipanrüblis
(ca. 8-10 Stück)

Zutaten:
100 gr Marzipanrohmasse
50 gr Puderzucker
Lebensmittelfarbe, orange & grün

Während der Kuchen abkühlt, werden aus der Marzipanrohmasse die Dekorüblis geformt. Hierfür 80 gr der Marzipanrohmasse mit orangener Lebensmittelfarbe und die übrigen 20 gr mit grüner Lebensmittelfarbe einfärben und ca. 30 Minuten stehen lassen. Ich verwende die Farben von Biovegan.

Das eingefärbte Marzipan in Puderzucker wälzen und so viel davon unterkneten, bis die Masse nicht mehr klebrig ist und sich gut formen lässt. Die orangene Marzipanmasse in gleich große Stücke teilen (ca. 8-9 gr) und zwischen den Handflächen zu Rüblis rollen. Anschließend aus dem grünen Marzipan die Blätter formen.


Zitronen-Frischkäse-Frosting
(Für einen Kuchen von Ø 26-28 cm)

Zutaten:
75 gr Butter, sehr weich
75 gr Puderzucker
90 gr Frischkäse, Doppelrahmstufe
4-5 EL Zitronensaft
1 EL Kirschwasser

Die Zutaten sollten für die Weiterverarbeitung Zimmertemperatur erreicht haben.

Die weiche Butter mit dem Handrührgerät oder der Küchenmaschine 4-5 Minuten sehr cremig rühren. Den Puderzucker löffelweise dazugeben und darauf achten, dass er komplett eingearbeitet worden ist bevor ihr mehr dazugibt. Die Butter dabei immer wieder von den Rändern abkratzen. Den Zitronensaft und das Kirchwasser hinerinrühren und kurz weiter schlagen.

Anschließend den Frischkäse löffelweise zu der Masse geben und unterrühren. Die Buttercreme bis zur Verwendung im Kühlschrank lagern. Die abgekühlte Buttercreme nach ca. 1 Stunde gleichmäßig auf den Kuchen streichen und dabei eine dünne Schicht auf den Rand verteilen.

Die Mandelblättchen in einer Pfanne ohne Fett goldbraun anrösten und komplett abkühlen lassen. Die gerösteten Mandelblättchen mit der Hand an den Kuchenrand drücken.